Zehn beliebte Sehenswürdigkeiten in Friesach
- Carmen Heller

- 14. Juli
- 6 Min. Lesezeit
Friesach, die älteste Stadt Kärntens, hat für Besucher*innen so einiges zu bieten. Damit Sie auf den ersten Blick wissen, was Sie hier keinesfalls verpassen dürfen, hier die Top 10 im Überblick.
Erste und wichtigste der zehn Sehenswürdigkeiten in Friesach:
# 1 Wasserführender Stadtgraben
Friesach besitzt den einzigen wasserführenden Stadtgraben Österreichs und selbst europaweit gibt es nur wenige Beispiele einer nahezu intakten Stadtbefestigung aus der Zeit des Hochmittelalters. Die um das Jahr 1300 errichtete Wehranlage in Friesach besteht aus der 10 Meter hohen Ringmauer, dem Zwinger sowie dem Wassergraben mit inneren und äußerer Mauer. Der wasserführende Stadtgraben umschließt den historischen Stadtkern von Friesach über eine Länge von 820 Metern.
Must do:
Spazieren Sie entlang der gepflegten Promenade des Stadtgrabens.
Blicken Sie von der Ecke des Stadtgrabens auf das Rad der Fortuna, den Getreidespeicher und die Dominikanerkirche.
Schauen Sie von dort hinauf auf die Petersburg.

# 2 Bäckertauche
Zu den beliebtesten zehn Sehenswürdigkeiten in Friesach gehört zweifellos die Bäckertauche. In der frühen Neuzeit ging man in Friesach mit Bäckern nicht gerade zimperlich um. Zumindest nicht mit jenen, die sich eines schändlichen Vergehens schuldig gemacht hatten: Des Backens von zu kleinem Brot oder von Brot mit minderer Qualität. Jene Bäcker wurden angezeigt und vom Stadtrichter zum "Bäckertauchen" verurteilt. Vor versammelter Bevölkerung sperrte man den Delinquenten in den Schandkäfig und tauchte ihn mehrere Male in das Wasser des Stadtgrabens. Die heute gezeigte Bäckertauche ist ein moderner Nachbau.
# 3 Burg Petersberg mit Stadtmuseum
Die Burg Petersberg diente den Erzbischöfen von Salzburg als wichtigste Nebenresidenz südlich der Tauern und stellte den Verwaltungsmittelpunkt ihrer Kärntner Besitzungen dar. Die Burg wurde 1077 erstmals urkundlich erwähnt, als eine bereits vorhandene Befestigung am Petersberg ausgebaut wurde. Im 12. und 13. Jahrhundert bauten die Erzbischöfe die Burg mit Kapellenturm und Palas zur repräsentativen Palastanlage aus. Heute ist im 28,3 Meter hohen Turm das Stadtmuseum untergebracht.
Must do:
Genießen Sie von der Burgkirche aus den Panoramablick auf Friesach.
Besuchen Sie das Stadtmuseum mit seinen spannenden Exponaten.

# 4 Burgbau Friesach
Im Süden der Stadt wird seit 2009 eine mittelalterliche Höhenburg gebaut. Die Baustelle zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Friesach. In etwa 40-jähriger Bauzeit soll eine Anlage mit Wohnturm, Palas, Kapelle, Bering und Verteidigungsturm entstehen. Dabei greifen die Handwerker*innen ausschließlich auf alte Bau- und Handwerkstechniken zurück, um nachvollziehen zu können, wie der Bau einer Burg im Mittelalter vonstatten ging. Da es dazu sehr wenige historische Quellen gibt, könnte das Projekt helfen, Überlieferungslücken zu füllen. So kommt statt eines Lastwagens ein Pferdefuhrwerk zum Einsatz, der Steinmetz bearbeitet seinen Stein mit Fäustel und Eisen (Meisel) und der Zimmermann verwendet nach alter Manier ein Behaubeil zum Herstellen von Balken. Die Burgbaustelle kann selbstständig oder mit Führung besichtigt werden. Für Kinder gibt es einen großen Spielplatz.
Mehr Informationen unter: https://burgbau.at/

# 5 Virgilienberg mit Kirchenruine
Ein stimmungsvolles Bild aus vergangenen Tagen bietet die Kirchenruine am Virgilienberg. Auf einem Hügel im Süden der Stadt wurde in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts unter Erzbischof Eberhard II. ein Kollegiatstift zu Ehren des Heiligen Virgil von Salzburg gegründet. Dieses umfasste eine Kirche und ein Wohngebäude für Propst, Dekan und sieben Chorherren. Stadtbrände sowie der ökonomische Verfall Friesachs in der Neuzeit führten dazu, dass das Stift Virgilienberg mit dem von St. Bartholomä (siehe Stadtpfarrkirche) zusammengelegt wurde und die Gebäude schrittweise abgetragen wurden. Heute ist nur noch der gotische Chor der Kirche mit den Maßwerkfenstern erhalten.

# 6 Dominikanerkirche hl. Nikolaus
Die Dominikanerkirche St. Nikolaus ist eine frühgotische, dreischiffige Pfeilerbasilika mit beträchtlichen Ausmaßen. Mit über 70 Metern Länge ist sie die längste Kirche Kärntens. Der schlichte Bau mit Dachreiter entspricht den Bauregeln für Bettelorden. In einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs gründete der spanische Wanderprediger Domingo ( = Dominikus) von Caleruega 1215 den Dominikanerorden, welcher sich der Predigt und der Armut verschrieb. Nachdem der Orden vom Papst anerkannt worden war, sandte Dominikus die ersten Brüder nach Europa aus. Einige davon ließen sich 1217 in der aufstrebenden Stadt Friesach nieder. Das erste Kloster lag südwestlich des Hauptplatzes am Standort der heutigen Heiligenblutkirche. 1255 erfolgte die Übersiedelung in das neu erbaute Kloster mit Kirche.
Must see:
frühgotisches Astkruzifix (um 1300)
frühgotische Madonna aus Sandstein (ebenfalls um 1300)
spätgotischer Johannes-Flügelaltar aus der ehemaligen Johanneskirche
bedeutender spätgotischer Epitaph Balthasar von Thannhausen aus rotem Marmor

# 7 Renaissancebrunnen am Hauptplatz
Am Hauptplatz steht der 1563 geschaffene Renaissancebrunnen aus Marmor. Das Kunstwerk war ursprünglich für den Hof des Schlosses Tanzenberg bestimmt und wurde erst 1802 nach Friesach übertragen, als der damalige Stadt-Apotheker Anton Baumer ihn erworben hatte. Der Bildhauer, der das für Österreich außergewöhnliche Werk schuf, ist namentlich nicht bekannt. Die steinernen Reliefs zeigen Szenen aus der griechischen Mythologie, die allesamt einen Bezug zu Wasser haben. Das Brunnenbecken tragen drei Tritonen, den bronzenen Aufsatz ganz oben bekrönt eine Statue des Poseidon.

# 8 Stadtpfarrkirche St. Bartholomä
Ein im Ursprung romanischer Bau ist die Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus im Zentrum von Friesach. Die dreischiffige Pfeilerbasilika mit zweitürmigen Westwerk wurde 1180 das erste Mal urkundlich erwähnt, als man sie in den Rang einer Kollegiatkirche erhob. Zum Kollegiatstift St. Bartholomäus gehörten zwölf Kleriker, denen ein Propst vorstand. Die Chorherren lebten in einer mönchsähnlichen Gemeinschaft. Ihren Tagesrhythmus strukturierte das gemeinsame Gebet, darüber hinaus waren sie für die Seelsorge der Stadtbevölkerung und die Verwaltung ihrer Grundherrschaften zuständig. In der Gotik wurde der Chor um ein Joch mit 5/8-Schluss verlängert und die flache Holzdecke durch ein Gewölbe ersetzt. Das heutige Erscheinungsbild der Kirche ist geprägt vom Geist des Historismus, denn bei der Renovierung nach dem letzten großen Stadtbrand 1895 griff man auf idealtypische Stilelemente der romanischen Kunstepoche zurück.
Must see:
romanischer Taufstein in Form eines Würfelkapitells mit Flechtwerkornamentik
gotische Glasfenster im Chor mit Darstellungen der klugen und törichten Jungfrauen (um 1280)
Barocker Hochaltar von 1679 - im Oberbild das Martyrium des Heiligen Bartholomäus
zwölf lebensgroße, geschnitzte Apostelfiguren im Langhaus und Chor
romanisches Portal des ehemaligen Karners vor der Kirche

# 9 Heiligenblutkirche
Südwestlich des Hauptplatztes gelangt man durch eine Gasse zur sogenannten 'Heiligenblutkirche'. Dieser Standort der ersten Niederlassung der Dominikanerbrüder in Friesach wurde zu Pfingsten 1228 zum Schauplatz eines Blutwunders: Während der Dominikanerpater Wolpert die Heiligen Messe zelebrierte, sollen sich laut den überlieferten Wunderberichten Hostie und Wein in Fleisch und Blut Christi verwandelt haben. Alle Gläubigen aus Friesach, so die Quellen, seien daraufhin herbeigeeilt, um das Mirakel zu bestaunen.
Bereits 1194 bestand 'im Sack' (so wird der Standort der Heiligenblutkirche auch genannt) eine Marienkapelle der Viktringer Zisterzienser. Seit 1217 siedelten hier die Dominikaner, die aber schon nach wenigen Jahrzehnten in ihr neues Ordenshaus in der Neumarkter Vorstadt zogen. Danach übernahmen Zisterzienserinnen Kloster und Kirche für über 300 Jahre. Die Aufhebung des Klosters 1603 brachte die finanziellen Mittel, um fortan ein Priesterseminar zu betreiben. Deshalb wird die Kirche heute auch 'Seminarkirche' genannt. Das Kloster ist seit dem letzten großen Stadtbrand verfallen.
Must do:
Genießen Sie die Idylle im Seminarpark hinter der Kirche.
Besichtigen Sie die baulichen Reste des Klostergebäudes im Park.

Die letzte der zehn beliebtesten Sehenswürdigen in Friesach ist der
# 10 Rotturm
Auf der Anhöhe hinter der Heiligenblutkirche ragen die Türme des Rotturms empor. Diese Verteidigungsanlage wurde im Zuge der Neubefestigung der Stadt (siehe wasserführender Stadtgraben) um 1300 errichtet, um die Stadt hangseitig vor Angriffen zu schützen. Von den einst vier Türmen sind heute noch drei erhalten. Eine damals zinnenbekrönte Ringmauer mit hölzernem Wehrgang verband die Türme miteinander. Die Erhöhung der Wehrmauer mit den Schießschartenöffnungen stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Vom Rotturm aus bietet sich ein wunderbares Panorama über die Stadt Friesach. Der Platz ist über eine steile Treppe, die südlich der Heiligenblutkirche bergauf führt, zu erreichen (siehe Blogbeitrag Burgenwanderweg).

Für diesen Beitrag habe ich folgende Quellen und Literatur verwendet:
Ginhart, Karl/Bacher, Ernst/Russwurm-Biró, Gabriele (Bearb.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Kärnten. Verlag Anton Schroll. Wien 2001.
Grabmayer, Johannes (Hrsg.): 800 Jahre Friesach (Schriftenreihe der Akademie Friesach, Bd. 5). Friesach 2015.
Hartwagner, Siegfried: Kärnten. Der Bezirk St. Veit an der Glan. Seine Kunstwerke, Historische Lebens- und Siedlungsformen (Österreichische Kunstmonographie, Bd. 8). Verlag St. Peter Salzburg. Salzburg 1977.
Kaiser, Klaus/Zedrosser, Thomas: Friesach. Friesach/Wien 1992.
Kienzel, Barbara/Seebach, Gerhard/Steiner, Ulrike (Bearb.): Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Friesach (Österreichische Kunsttopografie 51). Wien 1991.
Schauplatz Mittelalter Friesach. Katalog zur Landesaustellung 2001. 2 Bd. Hrsg. vom Land Kärnten. Klagenfurt 2001.



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