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Kulturwohnzimmer Friesach

  • Autorenbild: Carmen Heller
    Carmen Heller
  • vor 6 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Zwischen Geschichte, Kunst und neuen Begegnungen


Am 18. Oktober wurde in Friesach ein besonderer Ort eröffnet, der Kultur, Austausch und Begegnung miteinander verbindet: das Kulturwohnzimmer Friesach im historischen Maydhaus.


Unter dem Motto „Sand“ begann der Abend mit Worten, Musik und vielen inspirierenden Gesprächen, ein Auftakt, der Lust auf mehr macht.



Das Maydhaus – ein Ort mit Geschichte


Außenansicht des historischen Maydhauses in Friesach, eines hell verputzten, dreigeschossigen Eckhauses mit grauen Fenstern und klassischer Fassadengliederung. Das Gebäude stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde 2023/24 behutsam revitalisiert. Es befindet sich im historischen Stadtkern innerhalb des wasserführenden Stadtgrabens und beherbergt heute das Kulturwohnzimmer Friesach – einen Ort für Austausch, Kunst und Begegnung.
Das historische Maydhaus in Friesach – Sitz des Kulturwohnzimmers (Foto: Carmen Heller)

Mitten im historischen Zentrum von Friesach liegt das Maydhaus – umgeben vom einzigen noch wasserführenden Stadtgraben Kärntens.

Seine Ursprünge reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Das Bauwerk zählt damit zu den ältesten noch erhaltenen Gebäuden der Stadt und wurde im Lauf der Jahrhunderte mehrfach erweitert und umgestaltet.


Seinen heutigen Namen verdankt es der Familie Mayd, die das Haus von 1883 bis 1947 besaß. Besonders Maria Mayd und ihre Tochter Emilie Maria Mayd prägten diese Zeit als langjährige Eigentümerinnen. Ihre Namen haben sich über Generationen hinweg mit dem Gebäude verbunden.


Der erste namentlich bekannte Besitzer war allerdings schon im Jahr 1600 belegt: Hans Khuttner, ein Seidennäher, dessen Erwähnung auf die handwerkliche Prägung der Umgebung hinweist.


2019 erwarb Axel Leitner das Gebäude und ließ es gemeinsam mit dem Architekten Hannes Wachernig (plansprechend), Baumeister Cristian Odoleanu sowie einem engagierten Team lokaler Handwerksbetriebe – darunter Installateur Sandro Pusar und Elektrotechniker Thomas Jung – behutsam revitalisieren.

Dabei entstand nicht nur neuer Wohnraum, sondern auch Raum für Kultur – ein Ort, an dem das historische Erbe Friesachs auf zeitgemäßes Leben trifft.


Axel Leitner spricht bei der Eröffnung des Kulturwohnzimmers Friesach im historischen Maydhaus. Er steht am Lesepult, hält ein Manuskript in den Händen und begrüßt die Gäste. Das warme Licht und die ruhige Atmosphäre des Raumes spiegeln den feierlichen, zugleich offenen Charakter der Veranstaltung wider.
Axel Leitner bei der Eröffnung des Kulturwohnzimmers Friesach (Foto: Gero Wunderlich)

Axel Leitner und Silvano Kobald im Gespräch beim Eröffnungsabend des Kulturwohnzimmers Friesach. Beide stehen in einem hellen Raum, in dem Schallplatten, Bücher und sanftes Licht eine wohnliche Atmosphäre schaffen. Axel Leitner hält ein Buch in den Händen, während Silvano Kobald zuhört – ein Moment, der die Verbindung von Kultur, Literatur und persönlichem Austausch widerspiegelt.
Axel Leitner und Silvano Kobald im Gespräch beim Eröffnungsabend des Kulturwohnzimmers Friesach (Foto: Gero Wunderlich)

Axel Leitner und Sebastian Haidutschek im Gespräch während der Eröffnung des Kulturwohnzimmers Friesach. Beide sitzen am schwarzen Klavier im Gewölberaum, umgeben von Kerzenlicht und ruhiger Atmosphäre. Das Bild zeigt einen Moment der Konzentration und des Austauschs zwischen Gastgeber und Musiker – ein Sinnbild für das Zusammenspiel von Kultur, Handwerk und Begegnung, das diesen neuen Ort prägt.
Axel Leitner und Sebastian Haidutschek im Gespräch am Klavier (Foto: Gero Wunderlich)


„Sand“ als Thema – ein Abend mit vielen Stimmen im Kulturwohnzimmer Friesach


Der Abend stand unter dem Thema „Sand“ – ein Sinnbild für Zeit, Vergänglichkeit und Neubeginn. Den Auftakt machte Katja Leitner-Neumann mit einem selbst verfassten Text über Neubeginn, Wandel und die Kraft gemeinsamer Projekte. Ihre Worte schufen sofort eine ruhige, offene Atmosphäre, den passenden Rahmen für einen Abend, der zum Zuhören , Weiterdenken und gemeinsamen Ideen-Schmieden einlud.


Während sich Stimmen, Texte und Gedanken abwechselten, schuf der Perkussionist Sebastian Haidutschek mit seiner Tabla, einem indischen Trommelpaar, eine besondere Klangstimmung. Die feinen, sich überlagernden Rhythmen füllten den abgedunkelten Raum und ließen das Publikum ganz in den Moment eintauchen. Haidutschek studierte das Instrument mehrere Jahre in Indien bei großen Meistern der Guru-Shishya-Tradition – eine Erfahrung, die in seinem Spiel spürbar nachklang.


Silvano Kobald, Psychologe und Autor, las eine Geschichte aus seinem 2024 erschienenen Buch „Teeschale und Stacheldraht“, in dem er in präziser, poetischer Sprache von Entfremdung, Erinnerung und den Bruchstellen der modernen Welt erzählt. Für seine Kurzprosa wurde er mit dem Anerkennungspreis des Landes Kärnten ausgezeichnet. Gemeinsam mit Sebastian und Rhonda, die Passagen daraus mitlasen, entstand eine improvisierte Lesung, in der der Text durch die verschiedenen Stimmen eine neue, vielschichtige Form erhielt.


Im warmen Licht einer kleinen Lampe sitzt der Autor Silvano Kobald am Boden des Kulturwohnzimmers Friesach und liest aus seinem Buch „Teeschale und Stacheldraht“. Neben ihm der Perkussionist Sebastian Haidutschek, der auf zwei indischen Tablas spielt. Die Szene findet im Halbdunkel statt – Kerzenlicht, Teppich und Instrumente schaffen eine intime Atmosphäre, in der Wort und Rhythmus miteinander verschmelzen.
Lesung aus "Teeschale und Stacheldraht" im Kulturwohnzimmer Friesach – Silvano Kobald und Sebastian Haidutschek (Foto: Gero Wunderlich)

Rhonda Lamberty, Silvano Kobald und Sebastian Haidutschek während einer gemeinsamen Lesung im Kulturwohnzimmer Friesach. Im abgedunkelten Raum sitzt Silvano Kobald mit einem Buch in der Hand, das Licht einer kleinen Lampe beleuchtet sein Gesicht. Neben ihm lauschen Rhonda Lamberty und Sebastian Haidutschek konzentriert. Das Bild fängt die dichte, intime Atmosphäre dieses Moments ein, in dem Literatur, Sprache und Zuhören zu einem gemeinsamen Erlebnis verschmelzen.
Improvisierte Lesung mit Silvano Kobald, Rhonda Lamberty und Sebastian Haidutschek im Kulturwohnzimmer Friesach (Foto: Gero Wunderlich)

Die in Friesach geborene Autorin Rhonda Lamberty, Trägerin des Newcomer-Literaturpreises des Landes Kärnten, las anschließend ein Fragment aus ihrem Buch „Die Kunstlinde“, das 2026 erscheinen wird. Darin schreibt sie über Sand, der aus dem Bachbett der Görtschitz geschwemmt wird – ein Bild, das Kindheitserinnerungen weckt und zugleich auf die ökologische Dimension hinweist, dass Sand als Baumaterial immer knapper wird. Ihr Text verband persönliche Erinnerung mit Umweltbewusstsein und poetischer Beobachtung.


Die in Friesach geborene Autorin Rhonda Lamberty liest im Kulturwohnzimmer Friesach aus ihrem literarischen Fragment „Die Kunstlinde“. Sie steht am Lesepult, hält ein Manuskript in der Hand und spricht konzentriert zu den Zuhörerinnen und Zuhörern. Im Hintergrund sorgen Kerzenlicht und gedämpfte Beleuchtung für eine ruhige, offene Atmosphäre, die den Charakter der Veranstaltung widerspiegelt.
Die Autorin Rhonda Lamberty liest im Kulturwohnzimmer Friesach (Foto: Gero Wunderlich)


Kultur im Entstehen – ein Raum für Austausch und Zukunft


Nach den künstlerischen Beiträgen blieb der Abend lebendig. Es wurde gesprochen, gelacht, nachgefragt – über Literatur, Musik, Friesach und mögliche gemeinsame Projekte. Bei einem kleinen Buffet kam man ins Gespräch, tauschte Eindrücke aus und schmiedete neue Ideen. So entstanden bereits erste Gedanken für Lesungen, Gesprächsrunden oder kleine Konzerte – Formate, die Kunst und Begegnung miteinander verweben.


Ein liebevoll vorbereitetes Buffet bei der Eröffnung des Kulturwohnzimmers Friesach: belegte Brötchen, Käse- und Gemüsespieße, Kuchen und Gebäck stehen auf einem mit dunklem Tuch gedeckten Tisch, geschmückt mit Kerzen und kleinen Pflanzen. Das Arrangement schafft eine einladende Atmosphäre, in der sich die Gäste bei Gesprächen über Literatur, Musik und neue Projekte austauschten.
Buffet bei der Eröffnung des Kulturwohnzimmers Friesach (Foto: Gero Wunderlich)

Das Kulturwohnzimmer Friesach versteht sich nicht als Veranstaltungslokal im klassischen Sinn, sondern als offener Raum, in dem Kultur wachsen darf – im Gespräch, im Austausch, im gemeinsamen Tun. Ein Ort, an dem Projekte entstehen können, an dem man sich begegnet, zuhört, ausprobiert und vielleicht etwas Neues wagt.



Carmen Heller, Historikerin und Gründerin von Wortkultur – Geschichte aus Leidenschaft, spricht beim Eröffnungsabend des Kulturwohnzimmers Friesach. Sie stellt sich und ihr kulturhistorisches Angebot vor, das Stadtführungen, Themenführungen und Kulturvermittlung in Friesach und Mittelkärnten umfasst. Die Aufnahme zeigt sie im Gespräch mit dem Publikum in einer offenen, lebendigen Atmosphäre.
Carmen Heller stellt Wortkultur beim Eröffnungsabend des Kulturwohnzimmers Friesach vor (Foto: Gero Wunderlich)

Auch von meiner Seite sind bereits Gedanken im Entstehen – etwa, wie sich meine Friesacher Führungen mit kleinen Salonformaten verbinden oder Wortkultur-Abende im Kulturwohnzimmer gestalten lassen. Wenn sich daraus konkrete Ideen ergeben, werde ich sie natürlich hier vorstellen.


📍 Kulturwohnzimmer Friesach

Fürstenhofgasse 12

9360, Friesach



Über die Autorin


Carmen Heller ist Historikerin, Kulturvermittlerin und staatlich geprüfte Fremdenführerin. Mit ihrem Unternehmen Wortkultur – Geschichte aus Leidenschaft bietet sie Stadtführungen, Themenführungen und kulturhistorische Projekte in Friesach, Althofen und der Region Mittelkärnten an.Ihr Schwerpunkt liegt auf der Verbindung von Geschichte, Sprache und lebendiger Erzählkunst – in Führungen ebenso wie in ihren Texten und Projekten.


1 Kommentar


elisabethpirker1
vor 2 Tagen

Wow! 👌🏻 Ein sehr gelungenes feines Projekt! Ich wünsche dem Vorhaben guten Zuspruch und stete Entwicklung. Man kann echt gespannt sein, was sich da unter deiner kreativen Leitung fortpflanzt.

Vielen Dank auch für die inspirierenden Beiträge in deinem Newsletter!

Liebe Grüße

Elisabeth 🪻

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Über mich

Ich bin die Inhaberin des Unternehmens und der Website Wortkultur. Als Expertin für Kultur und Bildung stehe ich Ihnen für die Erstellungen von Texten und Konzepten zu Verfügung. Meine Schwerpunkte sind Content Marketing und Kulturvermittlung. Auf meiner Website gibt es auch einen Blog, auf dem ich regelmäßig Fachartikel und Aktuelles aus der Branche veröffentliche.

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© 2025 Wortkultur MMag. phil. Carmen Heller BA

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